Wenn du einen E-Bass (oder eine E-Gitarre) spielst, weißt du, dass das Aussehen deines Instruments genauso wichtig sein kann wie der Sound. Die Lackierung eines Instruments verleiht ihm Persönlichkeit, schützt das Holz und lässt es in Glanz erstrahlen. Doch Lackieren ist eine Kunst für sich, besonders bei einem hochwertigen Instrumenten. Mit einem 2K-Lacksystem aus der Spraydose kannst du jedoch beeindruckende Ergebnisse erzielen – ohne, dass du eine professionelle Lackierwerkstatt benötigst.
In dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung erfährst du, wie du deinen E-Bass (oder deine E-Gitarre) selbst lackierst, vom Abschleifen des alten Lacks bis hin zur perfekten Politur. Sei dir aber bewusst, dass der Prozess Zeit und Geduld erfordert – wenn du alles richtig machst, wirst du jedoch mit einem Ergebnis belohnt, das sich sehen lassen kann!
1. Der richtige Arbeitsplatz: Wo wird lackiert?
Der Lackierprozess erfordert nicht nur die richtigen Werkzeuge und Materialien, sondern auch den passenden Arbeitsplatz. Wenn du einen Bass lackierst, arbeitest du mit Sprühdosen und Chemikalien, die in einem geschlossenen Raum gesundheitsschädlich sein können. Deswegen solltest du in einem gut belüfteten Bereich arbeiten – am besten in einer Garage, Werkstatt oder einem überdachten Außenbereich.
Stelle sicher, dass der Raum sauber ist. Staub und Schmutz sind der Feind einer makellosen Lackierung. Selbst der kleinste Staubpartikel kann unschöne Flecken im Lack verursachen. Eine Möglichkeit, den Staub zu minimieren, ist das leichte Anfeuchten des Bodens mit einer Sprühflasche. Dies bindet Schmutzpartikel und sorgt für ein sauberes Umfeld.
Tipp: Feuchte den Boden an und gib dem Staub Zeit, dass er sich legen kann. Mach das vor jedem Wechsel zur nächsten Schichtart (Grundierung > Farblack > Klarlack). Zudem achte auf deine Kleidung! Das alte schwarze T-Shirt oder die Woll-Jacke die du trägst verteilen viel Staub und farbige Fussel.
Sicherheitsmaßnahmen:
Denk daran, dich selbst zu schützen! Ein Atemschutz ist Pflicht, da die Dämpfe des Lacks und der Grundierung gesundheitsschädlich sind. Auch Handschuhe sind wichtig, um den Kontakt mit den Chemikalien zu vermeiden. Verwende außerdem eine Schutzbrille, um deine Augen vor Spritzern zu schützen.
2. Materialien und Werkzeuge: Was du brauchst
Bevor du mit der Arbeit beginnst, solltest du alle notwendigen Materialien bereitstellen. Ein gut organisierter Arbeitsplatz spart dir nicht nur Zeit, sondern auch Nerven. Hier eine Liste der Dinge, die du auf jeden Fall griffbereit haben solltest:
- Grundierung (Vorbereitung für die perfekte Oberfläche)
- Basis-Lack Spraydose (Wunschfarbe)
- 2K-Klarlack (für den abschließenden Schutz)
- (Nass-)Schleifpapier in den Körnungen P1500 und P2000
- G360 "Hard Cut" Politur von Farecla (für das perfekte Finish)
- Winkelpolierer (um die Politur gleichmäßig aufzutragen)
- Fineline-Tape und Frogtape (zum Abkleben von Bereichen, die nicht lackiert werden - z.B. der Halstasche)
- Wachstuch/Honigtuch
- Wasser, Wasserpumpflasche und Schale
- Atemschutzmaske, Handschuhe und Schutzbrille
Ein Tipp: Es lohnt sich, bei Lacken und Werkzeugen nicht am falschen Ende zu sparen. Minderwertiger Schleifpapier, Politur oder Lack können später zu Problemen führen und das Endergebnis negativ beeinflussen. Ich benutze ausschließlich Lacke von Mipa - die sind zwar etwas teurer, aber die Arbeitszeit die du dadurch sparst, gleicht das wieder aus.
3. Vorbereitung des Body: Alles muss runter!
Bevor du überhaupt daran denken kannst, den Lack aufzutragen, musst du den Bass richtig vorbereiten. Das bedeutet: Demontiere den Bass komplett. Entferne den Hals, die Elektronik und alle weiteren Bauteile, die nicht lackiert werden sollen. Der Lack konzentriert sich nur auf den Korpus, daher muss dieser vollständig freigelegt werden.
Sobald der Bass zerlegt ist, reinigst du den Korpus gründlich mit. Fettige Fingerabdrücke, Schmutz oder Staubreste können verhindern, dass der Lack ordentlich haftet. Nutze am besten einen Silikonentferner.
Der nächste Schritt ist das Schleifen. Du hast zwei Möglichkeiten: Entweder du schleifst die alte Lackierung komplett ab, oder du raust die bestehende Oberfläche an. Letzteres ist einfacher, aber nur zu empfehlen, wenn der alte Lack noch in gutem Zustand ist. Schleife mit P400 Schleifpapier, um eine glatte und gleichmäßige Oberfläche zu schaffen. So kann die Grundierung und der spätere Lack optimal haften.
Tipp: Achte beim Schleifen darauf, gleichmäßig zu arbeiten. Unregelmäßigkeiten können später im Lack sichtbar werden. Falls du den alten Lack nicht komplett entfernst, reicht es, die Oberfläche leicht aufzurauen, damit der neue Lack sich gut verbindet.
4. Die Grundierung: Solider Untergrund für den Lack
Die Grundierung ist das Fundament für eine makellose Lackierung. Sie sorgt dafür, dass der Farblack später gleichmäßig verteilt wird und keine Flecken oder Unregelmäßigkeiten entstehen. Auch hier gilt: Arbeiten in dünnen Schichten ist das A und O.
Sprüh die Grundierung in gleichmäßigen Bewegungen aus einer Entfernung von etwa 20-30 cm auf den Korpus. Wichtig ist, nicht zu lange auf einer Stelle zu bleiben, da sonst Tropfen oder Läufer entstehen können. Lass die Grundierung gut trocknen, bevor du weitermachst – je nach Produkt dauert das etwa 12 bis 24 Stunden.
Wenn du nach der Trocknung kleine Unebenheiten bemerkst, kannst du diese vorsichtig mit feinem Schleifpapier ausbessern. Achte darauf, nicht zu viel Material abzutragen – es soll nur eine glatte Basis für den nächsten Schritt geschaffen werden.
Tipp: Grobe Dellen oder alte Bohrlöcher kannst du vorher mit Holzfeinspachtel verdichten. Solche Unebenheiten kann eine Grundierung nicht ausgleichen
5. Lackieren mit dem 2K-Lacksystem: Der spannende Teil
Jetzt wird's ernst: der Lackauftrag. Hier kommt der Basis-Lack aus der Spraydose ins Spiel. 2 Minuten schütteln nicht vergessen! Bitte beachte die Anleitung auf der Dose.
Wie lackierst du richtig?
- Gleichmäßige Sprühbewegungen: Halte die Spraydose etwa 10-15 cm vom Korpus entfernt und bewege (nicht zu langsam) sie gleichmäßig hin und her. Bleibe nie zu lange an einer Stelle, um Tropfen zu vermeiden.
- In Schichten arbeiten: Lackiere in dünnen Schichten und lass jede Schicht 5 bis 10 Minuten trocknen, bevor du die nächste aufträgst. Meistens sind 3-4 Schichten nötig, um eine gleichmäßige Deckung zu erreichen.
Tipp: Die "erste" Schicht ist keine deckende Schicht bei mir. Vielmehr "nebele" ich den Korpus mit dem Basis-Lack ein. Das schafft eine gute Haftung für die nächste Schicht.
6. Klarlack auftragen: Glanz für deinen Bass
Nach dem Farblack ist der 2K-Klarlack an der Reihe. Ich schüttle die Dose 2 Min. lang und nach dem Auslösen des Härters (meist wird ein Stift in die Dose gedrückt), schüttle ich nochmal 2 Min. lang.
Und so mach ich es: Ich trage den 2K-Klarlack ziemlich genau 24 Stunden später auf. So kann der Farblack gut auslüften - ist aber noch nicht so weit ausgehärtet, dass ich ihn nochmal anschleifen muss.
Vor dem ersten Sprühgang den Body mit einem Wachstuch vorsichtig abwischen - das bindet den Staub.
Auch hier gilt wieder: Sprühe in dünnen Schichten und lasse den Lack zwischen den Schichten 5 Minuten trocknen. Je mehr Schichten du aufträgst, desto mehr Tiefenwirkung und glänzender wird das Endergebnis. Achte darauf, dass der Klarlack überall gleichmäßig verteilt wird.
Tipp: Ich trage meist 5-7 Schichten auf. Das hat den Vorteil, das ich beim schleifen später genug Material da ist um nicht gleich durch den Basis-Lack zu schleifen.
Verwende unbedingt 2K-Klarlack, denn dieser ist robust genug, um den Anforderungen eines Musikinstruments gerecht zu werden. Der Klarlack schützt den Farblack vor Kratzern, UV-Licht und Abnutzung.
7. Die (lange) Trocknungsphase: Geduld ist der Schlüssel
Nachdem der Klarlack aufgetragen wurde, braucht der Korpus Zeit, um vollständig auszuhärten. Hier ist Geduld gefragt: Dein Bass muss mindestens eine Wochen ruhen, damit der Lack komplett durchhärtet - am besten aber 8 Wochen. Das mag wie eine lange Zeit erscheinen, aber sie ist notwendig, damit der Klarlack seine volle Härte erreicht und du später keine Kratzer oder Dellen bekommst. Außerdem sinkt der Lack nochmal minimal, zusammen mit den anderen Schichten, in das Holz ein. Diesen Effekt wirst du nach ungefähr 6 Woche sehen. Die Oberfläche wird dann etwas unruhig - beim Schleifen verschwindet das dann.
In dieser Zeit solltest du den Korpus an einem trockenen und staubfreien Ort lagern. Idealerweise wird er aufgehängt, sodass er von allen Seiten Luft bekommt.
Anmerkung: Ich lasse den Lack ein Woche trocknen. Er ist dann hart genug. Es gibt einen Unterschied zwischen einer kurzen und einer langen Trocknungsphase - der ist aber so minimal, dass nur Lackprofis den Unterschied erkennen können.
8. Nass schleifen und polieren: Der letzte Schliff
Nach der langen Wartezeit kannst du endlich zu den letzten Schritten übergehen: dem Nassschliff und Polieren. Der Korpus wird dabei mit P1500 Schleifpapier nass geschliffen, um die Oberfläche glatt und matt zu machen. Dieser Schliff ist der wichtigste, weil hier die meisten Fehler passieren können. Schleife so lange, bis die gesamte Fläche gleichmäßig matt ist. Unbedingt die Kanten beim schleifen auslassen - dort ist der Lack sehr dünn. Danach geht es mit P2000 weiter – das geht relativ schnell.
So gehst du beim Schleifen vor:
- Schleifpapier in ca. 5x5cm große Stücke schneiden.
- Papier in eine mit Wasser gefüllte Schale legen.
- Mit einer Sprayflasche Wasser auf einen Teil des Korpus nass sprühen
- Mit dem nassen Schleifpapier in kreisenden Bewegungen den Lack schleifen
- Immer wieder trocken wischen und kontrollieren - du bekommst irgendwann ein Gefühl dafür.
- Wenn alles plan geschliffen ist: einen kurzen Durchgang mit P2000 schleifen.
Tipp: Ich teile mir jede Korpus-Seite in "Quadranten" auf. Für jeden Bereich brauche ich ein Stück Schleifpapier. Mir hilft das die Übersicht zu behalten.
Nach dem Schleifen kommt G360 Hard Cut Politur von Farecla zum Einsatz. Mit einer Poliermaschine und dem passendem Pad trägst du die Politur in mehreren Schritten auf, bis der Korpus in vollem Glanz erstrahlt. Diese Politur verleiht deinem Bass das perfekte Hochglanz-Finish.
Tipp: Auch hier teile mir jede Korpus-Seite in "Quadranten" auf. Für jeden Bereich brauche ich ca. Minuten zum Polieren. Der Lack darf ruhig ein bisschen warm werden.
FAQ: E-Bass (und E-Gitarre Lackieren) - Alles, was du wissen musst
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Warum ist die Lackierung eines Instruments wichtig?
Die Lackierung verleiht deinem Instrument Persönlichkeit, schützt das Holz und sorgt für eine beeindruckende Optik. Mit einer guten Lackierung kannst du deinem E-Bass oder deiner E-Gitarre einen individuellen Charakter geben. -
Kann ich meinen Bass selbst lackieren, auch ohne professionelle Ausrüstung?
Ja, mit einem 2K-Lacksystem aus der Spraydose und der richtigen Vorbereitung kannst du beeindruckende Ergebnisse erzielen, ohne eine professionelle Lackierwerkstatt zu benötigen. -
Was brauche ich für einen geeigneten Arbeitsplatz?
Dein Arbeitsplatz sollte gut belüftet, sauber und staubfrei sein, z. B. eine Garage oder Werkstatt. Staub kann die Lackierung ruinieren, daher ist es hilfreich, den Boden leicht anzufeuchten. Trage zudem staubfreie Kleidung und achte auf Sicherheitsmaßnahmen wie Atemschutz, Handschuhe und Schutzbrille. -
Welche Materialien und Werkzeuge benötige ich für die Lackierung?
Du benötigst: Grundierung, Basislack, 2K-Klarlack, Schleifpapier (P1500 und P2000), Politur (z. B. Farecla G360), Winkelpolierer, Abklebebänder, Wachstuch, Wasser und Schutzkleidung. Verwende hochwertige Produkte, um ein perfektes Ergebnis zu erzielen. -
Wie bereite ich den Korpus meines Instruments vor?
Zerlege den Bass vollständig, entferne alle Bauteile und reinige den Korpus gründlich. Schleife den alten Lack ab oder rauhe die Oberfläche mit Schleifpapier (P400) an, um eine gleichmäßige Basis für die Lackierung zu schaffen. -
Warum ist die Grundierung wichtig?
Die Grundierung sorgt für eine gleichmäßige Oberfläche und verbessert die Haftung des Farblacks. Sie wird in dünnen Schichten aufgetragen und sollte nach dem Trocknen ggf. mit feinem Schleifpapier ausgebessert werden. -
Wie trage ich den Farblack richtig auf?
Schüttle die Spraydose gut und sprühe den Lack in gleichmäßigen Bewegungen aus 10-15 cm Entfernung. Arbeite in dünnen Schichten und lasse jede Schicht 5-10 Minuten trocknen. 3-4 Schichten reichen in der Regel aus. -
Warum sollte ich 2K-Klarlack verwenden?
Der 2K-Klarlack schützt den Farblack vor Kratzern, UV-Licht und Abnutzung. Trage ihn in mehreren dünnen Schichten auf und lasse ihn mindestens eine Woche trocknen, damit er vollständig aushärtet. -
Wie erfolgt der letzte Schliff und die Politur?
Nach der Trocknungszeit schleife die Oberfläche nass mit Schleifpapier (P1500, dann P2000) und poliere sie anschließend mit einer Politurmaschine. Dadurch erhält der Korpus einen perfekten Hochglanz.
Fazit
Das Lackieren eines E-Bass-Korpus ist ein anspruchsvolles DIY-Projekt, das handwerkliches Geschick und viel Geduld erfordert. Mit dem richtigen Material und der nötigen Sorgfalt kannst du jedoch ein beeindruckendes Ergebnis erzielen, das sich sehen lassen kann. Wenn dir der Aufwand zu groß ist oder du professionelle Hilfe brauchst, stehe ich dir gerne zur Seite!
Das hier ist jetzt eine grobe Übersicht der einzelnen Schritte - ich plane in Zukunft zu jedem einzelnem Schritt einen genauen Artikel zu schreiben. Also schau gerne hin und wieder vorbei oder melde dich gerne bei meinem Newsletter an!
Disclaimer:
Die Blogeinträge werden ständig aktualisiert und befinden sich noch in der Entwicklung. Wenn du Fragen hast: Dann frag mich gerne! Ich tausche mich gerne über diese Themen aus.