Wenn man ein handgefertigtes Instrument in die Hand nimmt, spürt man sofort: Da steckt jemand dahinter. Jemand mit Vorstellungskraft, mit Geduld – und mit Werkzeug in der Hand. Kein Algorithmus, kein Fertigungsroboter. Sondern Schweiß, Holzstaub und ein Plan, der mit dem ersten Span beginnt.
Ich bin Nils – und ich baue Bässe. Mit der Hand. Mit Maschinen, ja – aber solchen, die man führen muss. Mit Werkzeugen, die mehr verlangen als einen Knopfdruck. Und mit viel Respekt vor dem, was entsteht: ein Instrument, das klingen, atmen und altern darf.
In diesem Artikel geht es nicht nur um Technik. Es geht um eine Haltung. Um meine Sicht auf das Handwerk, auf Materialien, auf Zeit – und auf das, was ein gutes Instrument wirklich ausmacht.

Handarbeit ist kein Marketing. Sie ist Philosophie.
In einer Welt, in der alles perfekt, poliert und auf den hundertsten millimetergenau sein soll, ist „Handarbeit“ für viele nur noch ein romantisches Etikett. Dabei ist es das genaue Gegenteil von einem Verkaufsargument: Es ist eine bewusste Entscheidung. Für das Unperfekte. Für Charakter. Für Persönlichkeit.
Ein handgearbeiteter Bass trägt Spuren. Winzige Kurven, leicht asymmetrische Übergänge, Rundungen, die nicht aus dem Rechner kommen – sondern aus dem Handgelenk. Wer das als Fehler sieht, ist bei mir falsch. Wer darin Seele erkennt, ist genau richtig.
Was ich mit der Hand tue – und warum

Wenn ich einen Hals forme, nehme ich Hobel, Iwasaki-Feile und Shinto-Raspel zur Hand. Ich fühle mit der Fingerkuppe, ob die Rundung stimmt – nicht mit dem Laserscanner. Ich schleife, fräse, passe an – bis der Hals sich anfühlt, als würde er schon seit Jahren in meiner Hand liegen.
Dabei verlasse ich mich natürlich nicht nur aufs Auge: An entscheidenden Stellen greife ich zur Schieblehre oder Fühllehre – etwa bei der
Halsdicke oder bei Passungen.
Wenn ich mit Schablonen fräse, erreiche ich Zehntelmillimeter-Genauigkeit. Mit der Schieblehre messe ich auf einen halben Millimeter genau, bei
kritischen Stellen wie der Saitenlage sogar auf 0,2 mm – mit der Fühllehre.
Ich arbeite so präzise, wie es nötig ist – und verlasse mich auf mein Gefühl, wenn es um Spielbarkeit geht.
Aber dann kommt wieder die Hand ins Spiel: Ich spüre die Linie, den Übergang, den „Sweet Spot“. Für mich ist das Zusammenspiel aus Messen und Fühlen der Kern meines Handwerks.
Das Spielgefühl entsteht nicht zufällig: Ich lasse mir die Handmaße meiner Kundinnen und Kunden geben, damit der Hals perfekt passt – egal ob
breite Daumen, flache Hand oder klassische Jazzbass-Präferenz.
So etwas lässt sich in der Serienfertigung kaum umsetzen – dort müssen Maße standardisiert sein, um wirtschaftlich zu bleiben.
Bei mir dagegen zählt: Deine Hand. Dein Spielgefühl. Dein Bass.
Maschinen als Werkzeuge – nicht als Ersatz
In meiner Werkstatt stehen auch Maschinen – etwa eine Bandsäge und eine Fräse. Aber wer jetzt an Automatisierung denkt, liegt falsch:
Diese Maschinen sind für mich Werkzeuge, keine Roboter.
Die Bandsäge etwa ist alles andere als ein Selbstläufer: Sie braucht Fingerspitzengefühl bei der Führung und Sorgfalt bei der Justierung. Eine schlecht eingestellte Bandsäge schneidet nicht
gerade – und ein unachtsamer Schnitt ruiniert das Holz.
Ähnlich ist es bei der Fräse: Mit der Hand geführte Frässchablonen verlangen Konzentration, Erfahrung und ein gutes Gespür für Material und Werkzeug. Ich höre am Klang, ob das Holz sich gleichmäßig fräsen lässt – das kann keine CNC beurteilen.

Warum ich keine CNC-Fräse benutze
Das werde ich manchmal gefragt – und ich verstehe die Neugier. Eine CNC ist präzise. Wiederholbar. Schnell – jedenfalls wenn man Serien fertigt.
Aber ich baue keine Serien. Ich baue Einzelstücke.
Für eine CNC müsste ich jedes Mal ein 3D-Modell anlegen, Fräsdaten erzeugen, die Maschine einrichten, nullen, einspannen, testen. Das ist nichts, was man mal eben für ein Einzelstück macht. Es wäre nicht nur überdimensioniert – es wäre langsamer als mein Handwerk.
Oder, wie Jonas Winkler, Tischlermeister, Produktdesigner und Holzromantiker, es sagt:
„Maschinen können helfen – aber sie nehmen dir nicht das Denken und Fühlen ab.“
Und genau dieses Denken, dieses Fühlen ist es, was in meine Bässe fließt.
Ein Instrument mit Haptik und Handschrift

Man merkt es beim ersten Spielen: Ein Dum Dum Bass fühlt sich anders an. Er hat eine gewisse Haptik – nicht klinisch, sondern organisch.
Er ist nicht perfekt im industriellen Sinn. Aber er ist stimmig. Ausbalanciert. Voller Charakter.
Das Holz lebt, die Rundungen erzählen von Werkzeugen, nicht von Maschinen. Der Lack glänzt – aber nicht wie Glas, sondern wie ein See bei Abendlicht: mit Tiefe.
Und der Klang? Der kommt nicht aus einem Standardbauplan.
Ich spreche mit meinen Kunden über Musik, Spielweise, Stilrichtungen – und wähle die passenden Hölzer, Pickups und
Konstruktionen individuell aus.
Dieser Austausch ist mir wichtig – und in einer großen Produktion so nicht möglich.
Bei mir geht es nicht um eine Konfiguration mit Checkboxen, sondern um ein Gespräch. Um Zuhören. Und ums Bauen eines Instruments, das zur Persönlichkeit passt – nicht nur zur Musikrichtung.
Gitarrenbauerin Daisy Tempest:
„You don’t just build guitars. You shape moments, memories, relationships.“
Ich glaube, das gilt auch für Bässe.
Vom Mut zur Akzeptanz
Manchmal schneide ich Holz, hobel, schleife – und entdecke eine kleine Irritation in der Maserung. Eine feine Unregelmäßigkeit, ein kleiner Astkern, ein leichter Schatten im Gefüge. Kein Mangel. Kein Fehler. Sondern etwas Echtes. Ich betrachte so etwas nicht als Ausschuss – sondern als Charakter.
Große Firmen würden dieses Stück Holz vernichten oder aussortieren. Es passt nicht in die Norm, nicht in die Vorratskisten für hundert Hälse, nicht in den Plan für Serienfertigung.
Aber ich arbeite nicht mit Normteilen – ich arbeite mit Holz. Und Holz ist ein Geschenk. Kein Wegwerfmaterial.
Ich versuche, Ressourcen so respektvoll wie möglich zu nutzen.
Nicht aus Zwang – sondern aus Überzeugung. Jeder Baum, jedes Brett hat eine Geschichte, und es wäre falsch, sie für ein ästhetisches Ideal wegzuwerfen.
Akzeptanz gehört zum Handwerk. Nicht im Sinne von Kompromiss – sondern im Sinne von Respekt.
Ein lebendiges Material hat Ecken, Kanten, Spuren – genau wie die Musik, die damit gemacht wird.
„Jeder Baum, jeder Teil eines Baumes hat eine einzig wahre Verwendung. Unsere Aufgabe ist es, sie zu finden.“
– George Nakashima
Andere Wege, andere Philosophien
Ich habe großen Respekt vor Marken wie Marleaux, Sandberg oder Human Base. Sie bauen fantastische Instrumente, mit CNC-Unterstützung und hoher Wiederholgenauigkeit. Das hat seinen Platz – und seine Berechtigung. Wer ein perfekt durchoptimiertes Instrument sucht, findet dort Qualität auf Top-Niveau.
Ich biete etwas anderes an: Einen direkten Draht. Eine klare Handschrift. Eine Form, die sich nach deinem Wunsch richtet – nicht nach Normmaß.
Bei mir dauert es etwas länger, es ist manchmal rauer, direkter, handgemachter. Aber genau das ist der Punkt.
Fazit: Der Bass mit Seele
Ein Dum Dum Bass ist ein Werkzeug für Musiker. Kein Produkt. Kein Katalogartikel. Kein Sample aus einer Serie.
Wenn du ein Instrument willst, das lebt, das deine Geschichte mitträgt, das nicht nur Spielzeug, sondern Lebensgefährte ist – dann wirst du dich mit einem handgebauten Bass vielleicht wohler fühlen als mit einem maschinell gefrästen.
Ich baue Bässe, auf denen Musik entsteht – nicht nur Töne.
Und ich glaube: Ein gutes Instrument entsteht im Dialog.
Deshalb ist mir der Austausch mit meinen Kunden genauso wichtig wie das Holz oder das Werkzeug – und genau das macht den Unterschied zum industriellen Weg.

Wenn du Fragen hast oder wissen willst, wie dein eigener Custom Bass aussehen könnte – schreib mir einfach. Ich freue mich auf deine Ideen.